Aufgaben des Stadtrates auf sieben Schultern verteilen
Es ist eine grosse Errungenschaft, dass unsere Politiker und Regierungen ihre Arbeit zu einem grossen Teil im Milizsystem beziehungsweise im Nebenamt wahrnehmen. In jüngster Zeit zeigen sich jedoch nicht nur Vorteile eines solchen Systems. Die Geschäfte werden immer komplexer und erfordern immer mehr Einarbeitungszeit.
Leserbrief
Remo Schelb
SVP-Stadtparlamentarier
Stationsstrasse 18
9215 Arnegg
St. Galler Tagblatt
Eine grosse Belastung erfahren die fünf Stadträte, davon drei im Nebenamt. Fällt einer der fünf aus oder tritt jemand überraschend zurück, kommt schlagartig eine Mehrbelastung auf die Verbleibenden von bis zu 20 bis 30 Prozent oder mehr dazu. Mit fortgeschrittener Amtsdauer kann diese Zusatzbelastung auch zu Überbelastungen und weiteren Ausfällen führen. Das heutige «Halbmilizsystem» ist meiner Meinung nach an seine Grenzen gestossen. Dies zeigen sowohl die Vakanzen nach dem Abgang von Bruno Damann und dem überraschenden Rücktritt von Stefan Lenherr. Unsere Regierung ist jeweils bis zur Einsetzung eines neuen Mitgliedes unterbesetzt. Der angekündigte Rücktritt des Stadtpräsidenten auf Mai 2018 wird ebenfalls zu Mehrbelastungen führen.
Entschärfung in dieser Problematik könnte zum Beispiel eine weitere Professionalisierung mit drei oder mehr vollamtlichen Stadträten schaffen. Will man beim Milizsystem bleiben, wäre die Ausweitung auf sieben Stadträte ebenfalls ein möglicher, guter Weg. Dadurch könnten wieder mehr und verschiedene Alters- und Gesellschaftsgruppen die Geschicke in Gossau leiten.
Das heutige Gossauer Modell mit zwei Voll- und drei Teilzeit-Stadträten ist zu überdenken. Die Aufgaben auf sieben Schultern zu verteilen und weiter zu professionalisieren scheint mir dabei die beste Lösung für unsere Stadt zu sein.